2014
25 Jahre KUNST+PROJEKTE Sindelfingen e. V.
Ein Vierteljahrhundert K+P-Si ! Die Geschichte beginnt mit dem Staunen über ein Symbol im Stadtraum von magischer Kraft. BROKEN OFF, der poetischen Wortplastik von Lawrence Weiner. Die Turbulenzen, die dieses Kunstwerk im öffentlichen Raum einst ausgelöst hat, sind heute kaum mehr vorstellbar, aber sie haben 1989 (diesem denkwürdigen Jahr!) zu der Gründung des Vereins KUNST+PROJEKTE e. V. (gemeinnütziger Kunstverein in Sindelfingen) geführt.

Lawrence Weiner: BROCKEN OFF (1989)
Kontroversen und hitzige Diskussionen bestimmten die Anfangsjahre mit dem Ankauf der Weiner-Tafel, einer ersten Ausstellung in der Scheune des Fotografen Norbert Frick in der Altstadt, darauf in der Galerie von Karl-Heinz Reinheimer am Rathausplatz, lebhaften Podiumsdiskussionen im Oberlichtsaal mit Oberbürgermeister Dieter Burger und Wissenschaftlern. Danach haben viele junge Künstler, viele heute Weltkünstler, in Vereinsprojekten mitgewirkt, immer wieder in Bezug zu Sindelfingen.
Kooperationen, wie mit dem Bonner Kunstverein (eine der ersten Ausstellungen von Thomas Ruff, Katharina Sieverding (Kataloge) folgten. In dem engagierten Projekt der Region Stuttgart (Kurator Rudi Fuchs) durfte die Fotoarbeit von Sieverding Deutschland wird deutscher (heute im Deutschen Bundestag) in Esslingen nicht gezeigt werden wegen Diffamierung der Ausländer. Wir haben darauf hin in unserer großangelegten Sieverding Ausstellung zusammen mit der Kulturgemeinschaft Stuttgart Diskussionsforen zum Thema: „Nationalismus, Intoleranz, Fremdenfeindlichkeit“ erarbeitet, heute noch als bahnbrechend beurteilt.
In Zusammenarbeit mit der Galerie der Stadt Sindelfingen haben wir zu unseren Kunstausstellungen Wissenschaftler und Experten unterschiedlicher Provenienz eingeladen (schon 1995 hat das Institut für Neue Medien, Frankfurt mit seinem Dir. Prof. Peter Weibel, heute ZKM, unsere Ausstellungsräume in ein Hightech-Labor verwandelt) und so den kreativen Gedankenaustausch zwischen Wissenschaft und Kunst als Forschungsprojekt entwickelt, wie auch im Projekt liberalis zum Ausbruch der Finanzkrise, bei dem wir zu einer Hohenasperg-Performance – „Gedankenfreiheit von Nikhil Chopra den Wirtschaftsweisen Prof. Dr. Lars Feld mit dem Vorstandsvorsitzenden der Vereinigten Volksbank, Wolfgang Klotz, in der Galerie zu einem Disput auf die Kanzeln gebeten haben.
Die Kunst braucht die Wissenschaft, spezifisch in unserem Kulturraum mit seinen innovativen Unternehmen. In die Ausstellung the hybrid fuels, hat der Leiter der Hybridmotorentwicklung von Mercedes Benz seinen Forschungsmotor mitgebracht, der Porschemotor kam vom Künstler Thomas Bayrle, der anschließend den Arnold-Bode-Preis der dOCUMENTA (13) erhielt.
Die Projekte wurden auch aus der Galerie in den öffentlichen Raum der Stadt und die Unternehmen getragen: Im Rathaus und auf dem Marktplatz zusammen mit der Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) das Fotoprojekt Imagine inszeniert mit Sindelfinger Schulklassen; im von Günter Behnisch gebauten Glaspalast fanden Veranstaltungen statt, als man die hohen Kosten für eine ökologische Renovierung scheute; in den Modezentren im eher unwirtliche Sindelfinger Osten; das Detroit-Projekt während der DaimlerChrysler Hochzeit im Himmel zeigte am Marktplatz ein aus dem zerfallenden Detroit geholtes Arbeiterholzhaus; eine Performance des Japaners Takehito Koganezawa im Mercedes Werk.

Kyong Park: Detroit-Project (2001)
Die vielen Künstler (u. a. Ai Weiwei, Andreas Gursky, Wangechi Mutu, Christian Jankowsky, Nam Jun Paik, Huma Bhabha, Haegue Young, Hanne Darboven, Heimo Zobernig, Tracy Moffat, Bazon Brock, George Maciunas, Jonathan Meese) haben uns in 25 Jahren vielleicht dem Staunen ein Stückchen näher gerückt, denn Staunen ist nicht zuletzt auch „eine Sehnsucht nach Wissen“ [Thomas v. Aquin].
ibk
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